Liebe, Sex und Zärtlichkeit trotz Behinderung? Na klar!

21. August 2013

Ein heißes Eisen packte die AG Selbst Aktiv Bayern da an. Eines der Themen mit dem größten Tabupotential in unserer Gesellschaft. Am 22.7.2013 las der Psychologe Andreas B. Arnold aus dem Manuskript seines neuen Buches. Das Thema wurde mit sehr großem Interesse aufgenommen. Überfüllt war die „Ansprechbar“ der SPD Würzburg, in die viele Betroffene und deren Angehörige gekommen waren. Sibylle Brandt, Landesvorsitzenden der AG Selbst Aktiv Bayern und Homaira Mansury, Bundestagskandidatin des Wahlkreises Würzburg hatten zu diesem Thema eingeladen.

Deutlich wurde, wie groß Ängste und Zwänge unserer Gesell-schaft das Leben der Menschen mit Behinderung in diesem Bereich ihres Lebens bestimmen. Sexualität wird behinderten Menschen zum teil einfach abgesprochen, sagte der Autor Andreas Arnold. Arnold, der lange als Pfleger und Betreuer in Behinderteneinrichtungen tätig war, beschrieb die teilweise an Menschenunwürdigkeit grenzenden Praktiken in Heimen und Einrichtungen. „Stellt man fest, dass sich da was anbahnt, trennt man die Betroffenen einfach. Man verbringt sie in verschiedene Abteilungen oder Einrichtungen.“ Behinderte Menschen haben es in unserer Gesellschaft, die so von einem bestimmten Schönheitsbild geprägt ist, sehr schwer. Entspricht man nicht der Norm, wird einem das unmissverständlich klar-gemacht. Das belastet schwer und führt zu zusätzlichen psychischen Problemen, sagt der Psychologe. “Außerdem haben viele Menschen, sagen wir mal wohlwollend, sehr merkwürdige Ansichten beim Thema Sex und Behinderung.“

Es ist wie mit allen Dingen, die man nicht kennt oder die bei ei-nen Angst oder Ekel erregen. Sie werden verpönt und tabui-siert. Äußerungen wie „Wenn Gott das gewollt hätte, wären die Menschen nicht behindert“ oder „…das gibt doch auch wieder-behinderte Kinder“ sind leider an der Tagesordnung.

Mit ihrer Veranstaltung wollen Brandt und Mansury dazu beitragen, die Diskussion auch zu diesem Thema in unserer Gesellschaft voranzutreiben. Akzeptanz entsteht durch Wissen. Das Interesse war groß wie auch die eindringliche Bitte der Anwesenden in dieser Richtung weiterzumachen. Gerade bei den so genannten Tabu Themen ist Bewusst-seinsbildung ist sehr wichtig: „Wir werden also auch weiterhin zu diesen und anderen unsäglichen und unantastbaren Gebieten informieren, versprochen!“